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WHILE MY GUITAR GENTLY WHEEPS

DIE BESONDERHEITEN IN DER BEATLES-MUSIK

von Horst Grüter

Es war im Jahr 1962, als die Beatles von der Plattenfirma Decca Records zurückgewiesen  wurden mit folgender Begründung: „Die Zeit der Gitarrenmusik ist vorbei.“ Das war ein Irrtum, denn die Beatles wurden zur erfolgreichsten Band aller Zeiten. Und sie schafften es, innerhalb von zehn Jahren die  Welt zu verändern.  „Ein Jahrzehnt für die Ewigkeit“. So lautete die Schlagzeile im „Spiegel“.

Es wurden ihnen Orden verliehen, Oscars und Grammys. Straßen und Plätzen wurden nach ihnen benannt, sogar der Liverpooler Flughafen trägt den Namen „ John Lennon Airport“. Und die Stadt Liverpool hat ihnen ein Denkmal gesetzt.

Wer mehr darüber erfahren möchte, wie die Beatles bis heute Musik und Kultur weltweit beeinflussen, dem sei der Film „How The Beatles Changed The World“ empfohlen, der im Jahr 2017 unter der Regie von Tom O'Dell entstanden ist. Ein sehenswerter Film, den es allerdings nur im Original mit deutschen Untertiteln gibt.

Die Beatles, das war nicht nur Musik, sondern ein Lebensgefühl. In meiner Heimatstadt gab es Anfang der 1960er Jahre keine Rock'n'Roll-Schallplatten. Wir wussten gerade mal, dass es Elvis gab; von Chuck Berry, Little Richard oder Carl Perkins hatten wir noch nie etwas gehört. Die Beatles spielten nicht die Musik, die Produzenten und Plattenfirmen gerne gehört hätten. Sie spielten die Musik Ihrer Idole und die Musik, die sie selbst geschaffen hatten. Es war ihre und gleichzeitig auch unsere Musik. Und so ist es bis heute geblieben Wie schön, dass ich diese Zeit miterleben durfte.

Tom Petty, später Weggefährte von George Harrison bei den Traveling Wilburys, hat es so in Worte gekleidet, wie man es nicht besser sagen kann: „Wir sind mit den Beatles aufgewachsen und vertrauten ihnen. Sie haben das Richtige getan. Deshalb sind die für uns ein wunderbares Vorbild.“

Unangefochten stehen die Beatles auf Platz 1 der ewigen Bestenliste des „Rolling Stone Magazin“. Dementsprechend groß war ihr Einfluss auf die Musik der 1960er Jahre, der bis zum heutigen Tag anhält.  Bei vielen jungen Menschen entstand durch die Beatles  der Wunsch, selbst ein Instrument zu erlernen. Fast jeder wollte damals gerne eine Gitarre spielen oder sah sich als Schlagzeuger. Meine Freunde und ich haben damals auf  Besenstielen und Persil-Tonnen geschrammelt und in einer imaginären Band gespielt. Da waren wir zwischen 12 und 15 Jahre alt. Leider fand der Wunsch, ein eigenes Instrument zu haben, bei unseren Eltern kein Gehör. Damit war unsere Karriere schon beendet.

Nowhere Boy

 

John Lennon war im gleichen Alter, als er die Quarrymen gründete und damit den Grundstein für die Beatles legte. Von seiner musikalisch begabten Mutter im Banjo spielen unterrichtet (irgendwoher musste der Junge das ja haben), hat er diese Spieltechnik auf seine Gitarre übertragen und entwickelte dadurch seinen ganz persönlichen Stil.

 

Nach dem Start der Quarrymen als Skiffle-Band - hier kommt auch der Besenstiel beim Teekistenbass zum Einsatz -  lernte er Paul McCartney und George Harrison kennen und nahm sie in seine Band auf. Gemeinsam entdeckten sie den Rock'n'Roll, spielten die Songs ihrer großen Vorbilder aus den USA, schauten sich hier und da einige Techniken ab und das, was sie hörten und lernten, floss in ihre eigenen Kompositionen ein. Na ja, Paul sprach in einem Interwiev von „klauen“. Aber das machten ja damals alle...ebenso wie heute.

Nach ihrer Zeit in Hamburg folgte in England der große Durchbruch, wobei sie zunächst für deutsche Musiker gehalten wurden, die gutes Englisch sprachen. Sie spielten ihre Musik so ungewöhnlich, und das mochte das Publikum sehr. Unzählige Bands entstanden und versuchten, an den Erfolg der Beatles anzuknüpfen. Das gelang aber oft nur mit mäßigem Erfolg. Die Beatles waren eben unvergleichlich gut. Und sie wurden immer besser. Vieles, was heute in der Musik und in der Studiotechnik selbstverständlich ist, habe sie überhaupt erst entdeckt und als Standard eingeführt!

Elvis Presley und Carl Perkins waren ihre großen Vorbilder. Ohne diese beiden Musiker hätte es nach Äußerungen von John und Paul die Beatles wohl nie gegeben. Ein Beispiel nahmen sie sich auch an Buddy Holly, der tolle Riffs auf der Gitarre spielte und dazu sang. Und er komponierte selbst. Das fanden die Beatles gut, und sie machten es genau so. Nicht zu vergessen ist Chuck Berry, dessen Rock'n'Roll Songs sie immer zahlreich im Programm hatten. Auch Little Richard und Chet Atkins waren wichtige Vorbilder.

Und was war jetzt bei den Beatles so besonders?

Es gab viele gute Bands. Aber die Beatles waren einzigartig - ihre Musik ebenso wie ihr ihr Erscheinen. Woran lag das? Waren es die „Pilzköpfe“ oder etwa die schicken Anzüge?

Jede Band hatte damals zunächst mal Coverversionen gespielt und damit die Karriere begonnen. Danach wurde vom Produzenten der Schallplattenfirma Stücke bekannter Komponisten ausgesucht, von deren Interpretation man sich einen guten Umsatz versprach, und diese wurden dann im Studio aufgenommen – immer vorausgesetzt, man hatte das Glück, einen Schallplattenvertrag zu bekommen. Die Beatles hatten besonderes Glück. Sie bekamen den Vertrag, sie bekamen mit Brian Epstein den Mann als Manager, der ihnen alles Geschäftliche abnahm und immer zur richtigen Zeit das Richtige tat, um seine Schützlinge weiter nach vorne zu bringen. Und dann bekamen sie noch George Martin als Produzenten, der das Talent der Beatles erkannte, sie förderte und ihnen vertraute. Und „als fünfter Beatle“ zur Perfektion ihres musikalischen Schaffens in jeder erdenklichen Form beitrug. Das ist schon etwas sehr Besonderes!

Die Beatles platzierten gleich mit ihrer ersten Single einen eigenen Song in den Hitparaden. George Martin gestattete ihnen sogar, mit „Love Me Do“ und der Rückseite „P.S. I Love You“ auf einer Debüt-Single gleich zwei Eigenkompositionen von John Lennon und Paul McCart­ney zu veröffentlichen. Das war eine riskante Entscheidung, aber der Erfolg sprach für sich. Nach den ersten beiden Alben „Please, Please Me“ und „With The Beatles“ folgte am 10. Juli 1964 eine weitere Besonderheit. Das Album „A Hard Days Night“ war das erste Album, auf dem nur Eigenkompositionen von Lennon/McCartney veröffentlicht wurden. Das war völlig neu und ungewöhnlich.

Viel Band hatten damals einen Sänger, einen Rhythmus- Bass- und Sologitarristen und einen Schlagzeuger. Aber das Bandgefüge blieb starr. Es gab einen Frontmann (meist der Sänger) - die anderen blieben brav an ihrem Platz. Bei den Beatles war das anders. Alle konnten gut singen; drei von ihnen waren begnadete Songschreiber, und bei ihren Auftritten tauschten sie munter die Plätze, je nachdem, was gerade so gespielt wurde. Das kam bei den Fans gut an und sorgte für Stimmung. Sie waren eben nicht der Frontmann und seine Begleitband, sie waren immer „die vier Beatles“. Da wurde zwei- und dreistimmig gesungen, gemeinsam komponiert und auch mal das Instrument getauscht. Und alles war (fast) immer perfekt. Wie hat es Keith Richards einmal so schön - vermutlich nicht ohne Neid - formuliert: „Ihr hattet vier Frontmänner; wir nur einen“.

Live on stage: „The Beatles!“

Der Ablauf der Live-Konzerte war immer gleich, aber ganz sicher kein Zufall: John stand mit seiner Rhythmus-Gitarre von der Bühne aus gesehen links, in der Mitte George als Sologitarrist, rechts Paul mit dem Bass. Dahinter auf einem Podest Ringo. Der jeweilige Solosänger benutze ein Mikrofon für sich, die Background-Sänger teilten sich ein weiteren Mikrofon.

 

Sehr gut sieht man die verschiedenen Anordnungen in dem Film vom Zirkus Krone - Auftritt 1966. Zuerst singt John „Rock'n'Roll Musik“ und jedes Bandmitglied ist auf der Ausgangsposition. Dann folgt „Baby's In Black,“ wobei Paul und John sich ein Mikrofon teilen und gemeinsam singen. Die nächste Nummer ist „I Feel Fine“. John singt – George und Paul teilen sich ein Mikro. Dann stellt sich Paul in die Mitte und singt „Yesterday“. Es folgt „Nowhere Man“ mit dem a-capella Intro, wobei John die Hauptstimme singt und Paul und George sich wieder brüderlich ihr Mikro teilen. Und als letztes der nach rechts gewanderte Paul mit seinem „I'm down“ , begleitet von George und John. Paul bleibt zwar mal die Stimme weg, aber das tut der Stimmung keinen Abbruch. Ich habe diese Gesangs-, Mikro- und Standortwechsel immer geliebt. Das hatte so was von „wir machen alles zusammen, wir teilen alles und wir sind Freunde“. Und das war ja auch so. Man fühlte man sich als Zuschauer fast so, als würde man dazu gehören. Und dieses Gefühl, das gab es bei keiner anderen Band.

Tell Me What You See -  Wie sieht ein Profi die Beatles?

Dirk Kraforst, seit über 30 Jahren Berufsmusiker und Gitarrenlehrer in Mönchengladbach, ist leidenschaftlicher Beatles-Fan und  Mitglied des Beatles-Cover-Duos „Blackadder & Crawford“. Er äußerte sich auf die Frage, was denn an den Beatles so besonders sei, wie folgt:

„Historisch gesehen liegt die Bedeutung der Beatles in der Weichenstellung vom Rock'n' Roll zur Popmusik. Die heutige Popmusik wäre undenkbar ohne das Werk der Beatles. Im Vergleich zu anderen Bands, die in dieser Zeit auch Beat-Musik gemacht haben, sind die Stücke der Beatles zeitlos. Hört man heute Stücke anderer Bands der 1960er Jahre, so wirken diese etwas antiquiert. Die Songs der Beatles hingegen klingen auch heute noch frisch. Was jedoch besonders auffällt, ist die Spielqualität. Keine Band konnte seinerzeit ihre Songs live 1:1 so perfekt auf der Bühne wiedergeben, als seien sie im Studio aufgenommen. Die Beatles konnten das dank ihrer ungeheuren Perfektion. Markant ganz besonders der Satzgesang, der mehrstimmige Gesang und die Kreativität von John und Paul, die sich gegenseitig zu Höchstleistungen angetrieben haben. Nur in dieser Konstellation konnte sich die Musik der Beatles so entwickeln. Und natürlich haben auch die Leistungen von George Harrison mit seiner stilistischen Vielfalt als Sologitarrist und das kreative Schlagzeug von Ringo dazu beigetragen, dass die Musik der Beatles zu dem wurde was sie ist: Zeitlose Musik von höchster Qualität, die auch heute noch jede Altersgruppe begeistert.

 

Wer heute in die Zuschauerreihen eines Paul McCartney–Konzertes schaut, der in seinen Konzerten - zum Glück -  noch viele Beatles-Lieder spielt, sieht dann, wie Kinder im Alter von 4-5 Jahren auf den Schultern ihrer Väter sitzen und die Songs mitsingen.  Das ist die nächste Generation, die diese Musik am Leben erhalten wird. Die Beatles haben nun mal die besten und treuesten Fans, nämlich uns.“

Der Ton macht die Musik - die Instrumente der Beatles

 

Bei der Auswahl ihrer Instrumente wurde

in den frühen Jahren natürlich auch auf

den Geldbeutel geachtet. Das Budget war bescheiden. Man kaufte auf Raten.

 

Andererseits orientierte man sich gerne an den jeweiligen Idolen, und die kamen Ende der 50er/Anfang der 60er Jahre aus den USA. Es galt als chic, eine US-Gitarre zu besitzen, und die war gar nicht so einfach zu bekommen. Auch später sind die Beatles ihren alten Instrumenten weitgehend treu geblieben – auch wenn Geld dann wohl keine Rolle mehr spielte.

Hier nun ein kleiner Blick in die Werk-zeugkiste, jedoch ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
 

JOHN LENNON:
Gesang
Hauptinstrument: Rhythmusgitarre.
weitere Instrumente: Mundharmonika, Klavier

Er schrieb - ebenso wie Paul - den Großteil der Songs gemeinsam mit Paul oder auch alleine. Er war der Gründer und Kopf der Band. Der Rebell -  so könnte man ihn nennen.

John war ein besonderer Rhythmusgitarrist, denn er benutzte die Gitarre ähnlich wie ein Banjo. Daraus ergab sich eine sehr charakteristische Spielweise. Außerdem war er die „Riffmaschine“ der Beatles. Sehr viele der markanten und eingängigen Gitarrenriffs gehen auf sein Konto.

Folgende Instrumente kamen u. a. zum Einsatz: 1959 Rickenbacker Capri 325, akustische Gibson J 160 E, Famulus 12saitige Akustikgitarre, Epiphone Casino, Les Paul Junior, weitere Rickenbacker 325 -variationen, Martin D 28, Hohner-Mundharmonikas

GEORGE HARRISON:
Gesang
Hauptinstrument: Sologitarre
weitere Instrumente: Sitar, Ukulele
George spielte auch gelegentlich den Bass, z. B. dann wenn Paul die Sologitarre übernahm.

Man nannte ihn auch „den stillen Beatle“ - und das obwohl er gar nicht so still war. Er hatte großen Anteil am Sound der Beatles durch seine Kreativität und Vielfalt mit der er seinen Part als Sologitarrist erfüllte. Für viele der Songs war sein Spiel das Sahnehäubchen. Außerdem hat auch er als Songschreiber „im stillen Kämmerlein“ einige der ganz großen Nummern geschrieben; man denke nur an „Something“ (das zweitmeiste gecoverte Beatles Stück nach „Yesterday“), „Here Comer The Sun“ oder „While My Guitar Gently Weeps“.

Hier eine Auswahl seiner Gitarren:
Matura (Cavern Club und Hamburg),Gretsch Duo Jet, Gibson J 160 E wie John Lennon, Epiphone Casino, Rickenbacker 360/2, Gretsch Country Gentleman, Gretsch Tennesean, Rickenbacker 360/12  (12-saitig), Gibson ES 345 TD.
Stratocaster „Rocky", Rosewood Telecaster

PAUL McCARTNEY:
Gesang
Hauptinstrument: Bassgitarre
Weitere Instrumente: Gitarre, Klavier, Schlagzeug

Er schrieb - ebenso wie John - den Großteil der  Songs - gemeinsam mit John oder auch alleine. Wenn man so will, war er der einzige, der eine „musikalische Ausbildung“ hatte. Sein Vater, der in einem Tanzorchester spielte, schickte ihn zum Klavierunterricht. Diesen schwänzte er allerdings gerne und brachte sich die Stücke lieber selbst bei. Paul war wohl der am vielseitigsten begabte Beatle und auch sehr ehrgeizig. Er spielte auf einigen Stücken die Sologitarre, auch mal Schlagzeug und Klavier sowieso.

 

Dabei benutzte er u. a.folgende Instrumente:

Höfner President Bass (nach dem Ausscheiden von Stuart Sutcliff übernahm Paul den Part des Bassisten und zunächst auch dessen Bass.) Die war natürlich für Rechtshänder gebaut, wogegen Paul ja bekanntlich Linkshänder war. Daher stieg er um auf den symmetrisch gebauten Höfner Violinbass 500/1 (The Cavern Bass oder auch Beatles-Bass), Rickenbacker 4001 S, Fender Jazz Bass, Epiphone Casino, Epiphone Texan, Martin D-28, 1965 kam dann ein Rickenbacker-E-Bass 4001 dazu,Höfner 500, Epiphone Casino .
Paul wechselte gerne mal das Instrument und spielte in verschiedenen Stücken Lead-Gitarre. So bei „Ticket To Ride“, „Another Girl“ „Taxman“, “Helter Skelter“, „Drive My Car“, „Carry That Weight“,„Sgt. Peppers Lonely Heart Club Band“ und „Good Morning Good Morning“. Paul hat auch das Schlagzeug auf „Back In The U.S.S.R.“und „Dear Prudence“ eingespielt.

RINGO STARR:
Gesang
Hauptinstrument. Schlagzeug
weitere Instrumente: Percussion aller Art

Anfangs spielte Ring ein Schlagzeug der Marke Premier, 1963 stieg er dann um auf ein Schlagzeug der Marke Ludwig. Hier entschied Ringo sich für ein Set mit kleiner 20 Zoll Basstrommel. Es wird behauptet, er habe, weil er ziemlich klein war, dadurch auf der Bühne größer wirken wollen. Auf der Basstrommel erschien zum ersten mal der bekannte „Beatles“-Schriftzug mit dem tiefer gesetzten „T“. Und die Fa. Ludwig freute sich über steigende Verkaufszahlen, wie man sich denken kann. Diese Schlagzeuge mussten ja gut sein, wenn Ringo darauf spielte. Es kamen dann im Laufe der Jahre weitere - auch größere - Ludwig-Schlagzeuge zum Einsatz (Oyster Black Pearl). Die benutzten Becken stammten von dem Herstellern Paiste und Zildjian.

Verstärker, Micros usw.

Die Beatles benutzten verschiedene Verstärkertypen. Als Auswahl seien hier genannt Vox AC 15, AC 30 , AC 100 und AC 100 Bassamp sowie Fender Bassmann. Darüber hinaus kamen natürlich auch verschiedene Mikrofontypen und Gitarren-Effektgeräte zum Einsatz.

Hat man da noch Töne?

 

Abgesehen von den üblichen Instrumenten waren die Beatles sehr erfinderisch und vielseitig beim Einsatz weiterer Instrumente,die teilweise bis dahin nur in der klassischen Musik Verwendung gefunden hatten oder erstmalig zum Einsatz kamen. Hier eine Auswahl:

Klavier, Hammond-Orgel, Flöte, Violine, Horn, Trompete, Saxofon, Sitar, Ukulele, alle gängigen Percussion – Instrumente, Kuhglocken, Jingle-Bells, Händeklatschen, Fingerschnippen, Blasen auf dem Kamm, Einspielung von Geräuschen und auch ein Moog-Synthesizer (ein von Robert Moog 1964 erfundenes Gerät zur Erzeugung elektronischer Töne) sowie das Mellotron (hier wurden echte, von Instrumenten erzeugte Töne auf Tonbändern gespeichert und per Tastendruck abgerufen) kamen zum Einsatz. Bei den beiden letztgenannten Instrumenten waren die Beatles wieder Vorreiter und zahlreiche andere Bands benutzten in den folgenden Jahren diese Geräte ebenfalls.

Nachdem es die Beatles auch noch als erste Band gewagt hatten, den Fans ein Stück mit Streichquartett-Begleitung vorzustellen, nämlich „Yesterday“, gab es keine Grenze mehr. Dass sie letztendlich auch mit klassischen Instrumenten soviel Erfolg hatten, ist natürlich auch den Arrangements von George Martin zu verdanken. (Seine Frage „Wie hätte Bach dieses Lied gespielt“ ist legendär).

This Boy – noch ein paar besondere Worte zu Ringo.

Andere Bands hatten einfach nur einen Schlagzeuger. Die Beatles hatten Ringo. Er war ein lustiger Vogel, aber doch irgendwie der ruhende Pol der Gruppe. Er musste mit seinem Schlagzeug immer hinten sitzen, und er war kleiner als die anderen... aber dafür er hatte als Einziger einen Künstlernamen. Und ein eigenes Podest.

Über ihn ist schon allerlei gesagt und geschrieben worden, und nicht immer nur Positives.
Er war ja auch nicht von Anfang an dabei. Zu Beginn schlug ihm eine gehörige Portion Skepsis entgegen. Aber er setzte sich durch. Schließlich war es auch seine Art Schlagzeug zu spielen, an denen man die Songs der Beatles erkannte. Ich erinnere mich an das erste Mal, als ich „Ticket To Ride“ hörte - unglaublich neu und toll. Wie soll man es beschreiben, wenn man (wie ich) vom Schlagzeug spielen nur weiß, dass es schwer ist, ein guter Schlagzeuger zu sein. Ringo war nicht nur gut, sondern er wurde immer besser und kreativer. Sein Kommentar zu dem immer größer werdenden Lärm bei den Live–Konzerten: Ich konnte nichts hören. Welches Stück wir gerade spielten erkannte ich daran, wie die anderen vor mir ihren Hintern bewegten“. Kreativer geht’s nicht!

Er war kein begnadeter Komponist und seine Stimme reichte nicht an die der anderen Beatles heran. Doch sie ist immerhin auf 14 Songs als Leadsänger zu  hören. Ohne Ringo wäre die Musik der Beatles eben nicht so gewesen, wie wir sie kennen und lieben. Ohne ihn konnten und wollten die Beatles nicht. Man denke nur an den legendären Streit bei den Aufnahmen zum Weißen Album, als Paul bei „Back In The USSR“ das Schlagzeug gleich selbst spielte und Ringo sich daraufhin wochenlang beleidigt zurückzog. Die anderen drei haben alles darangesetzt, ihren Ringo zurückzuholen. Und er kam zurück. Nein, Ringo ist nicht mein „Liebling-Beatle“. Aber er war für mich immer besonders.

Rekorde bei den „Records“

Gerne wird der Erfolg eines Musikers oder einer Band an der Anzahl der verkauften Tonträger gemessen. Die Beatles sind hier wohl führend. Zahlen zwischen 600 Millionen und einer Milliarde schwirren durch die Literatur.


Am 4. April 1964 befanden sich insgesamt 12 Songs der Beatles gleichzeitig in den Top 100, darunter die Plätze 1–5. Davon waren 10 Songs Eigenkompositionen. Eine enorme Leistung, die niemals übertroffen wurde (siehe Grafik). Aber die Bedeutung für die Musikwelt erkennt man auch an der Anerkennung durch Musikerkollegen. Es würde den Rahmen sprengen, hier aufzuzählen, welche Musiker aller Genres sich positiv und anerkennend geäußert haben. Man sieht es daran, wie oft die Beatles gecovert wurden. In den einschlägigen Listen der Interpreten von A Z kommt man schnell an die Zahl 1000. Und unter den Interpreten sind viele, die selbst Ikonen der Musik sind: Beispielsweise seien hier erwähnt: The Beach Boys, Bee Gees, Eric Clapton, Bob Dylan, Freddie Mercury, Michael Jackson, Jimi Hendrix, The Hollies, Elton John, The Rolling Stones, The Who, Neil Young, Frank Zappa. Allen voran aber ist hier wohl Joe Cocker zu nennen, der mit seiner Version (allerdings verändert im 3/4-Takt) „With A  Little Help From My Friend“ DIE Woodstock-Hymne schuf und einen Nr. 1 Welt-Hit hatte.


Aber auch Größen wie z. B. Frank Sinatra oder Barbara Streisand ließen es sich nicht nehmen, Songs der Beatles zu interpretieren. Klassische Orchester und Chöre in aller Welt haben natürlich auch die Beatles im Repertoire. Gerade bei solchen orchestralen Interpretationen hört man besonders gut, welche hohe Qualität diese Musik hat.

 

Wer hätte es gedacht: Der meist gecoverte Song der Welt ist laut Guinness-Buch der Rekorde „Yesterday“. Von dem Song sollen inzwischen 2.200 Coverversionen existieren. Andere Quellen besagen, dass es bereits 3000 sein müssten. Auch hier kommt es nicht mehr auf die genaue Zahl an.

 

Aber auch die Beatles ihrerseits waren besonders gut und erfolgreich im Covern von Songs anderer Interpreten. Man denke nur an „Twist And Shout“ oder „Roll Over Beethoven“. Und man darf wohl sagen, dass viele Beatles-Versionen einfach besser waren als das Original. Ein besonders krasses Beispiel hierfür ist das Stück „Till There Was You“. Das Original stammt aus einem Musical von Meredith Wilson aus den 1930er Jahren mit dem Titel „The Music Man“. Wer die Gelegenheit hat es anzuhören, der wird erstaunt darüber sein, wie aus einer Operetten-Arie eine romantische Liebes-Ballade wurde. Typisch für Paul, der es ja auch heute noch bei fast jedem seiner Life-Konzerte spielt.

Songs im Akkord  -  Akkorde in den Songs

 

Die Musik wurde bei den Beatles fast wie am Fließband geschrieben. Aber trotzdem waren sie aufgrund ihrer hohen Qualität keine Massenware. Ausnahmen bestätigen auch hier

die Regel. Die Musik der Beatles zeichnet sich durch eingängige Melodien, mehrstimmige Harmonien und durch eine Vielzahl verschiedener Akkorde aus. Die wenigsten Stücke sind durch ein einfaches Rock'n'Roll- oder Blues-Schema geprägt. Das macht die Musik der Beatles so schön und abwechslungsreich, leider aber auch zum Teil schwer spielbar (für weniger Begabte wie mich).

 

Der Kreativität waren keine Grenzen gesetzt. Geltende Regeln wurden gebrochen, und wo es nichts Passendes gab, wurde etwas Neues erfunden. Die Aufnahmetechnik im Studio wurde als zusätzliches Instrument eingesetzt.

 

Für den Anfänger (bleiben wir mal bei der Gitarre) ist immer die wichtigste Frage: Welche Akkorde brauche ich um dieses Stück zu begleiten? Bei aktueller Musik wie Pop, Rock, Schlager, aber auch bei Rock'n'Roll, Blues und Countrymusik ist diese Frage meist leicht zu beantworten, da in dem Song nur wenige (3-4) Akkorde vorkommen, die nach einem bestimmten System (z. B. Blues-Schema) angeordnet sind. So haben alle Musiker einmal angefangen. Bei John, Paul und George war es genau so.

 

Hierzu gibt es die folgende Geschichte: Es sollte ein Stück in E-Dur gespielt werden. Die Akkorde A und E–Dur waren bekannt, aber da fehlte was (und zwar der Akkord H7). Heute schlägt man einfach in einer Akkordtabelle nach. Damals sah das so aus: Sie setzten sich zu dritt in den Bus, fuhren quer durch die Stadt zu einem Freund, der diesen Akkord H 7 kannte. Und das Üben konnte weitergehen. Also ein Hinweis an alle, die anfangen wollen, Beatles-Songs auf der Gitarre zu spielen: nur nicht den Mut verlieren. Setzt Euch in den Bus und fahrt los....

 

Was ich sagen will: Es gibt wunderschöne Songs, die sehr einfach aufgebaut  und daher auch leicht spielbar sind. Die Musik der Beatles ist jedoch so vielseitig, so harmonisch, so abwechslungsreich, dass man sich etwas mehr Mühe geben muss. So kommt das Stück „You Never Give Me Your Money“ immerhin auf 28 verschiedene Griffbilder. „Martha My Dear“ mit 21, und „Michelle“ mit 18 Griffen sind auf ähnlichem Niveau, ebenso wie viele der anderen Songs.

 

Der wohl markanteste und bekannteste Akkord ist der besondere Anfangsakkord des Songs (und damit auch des gleichnamigen Films) „A Hard Days Night“. Noch nach 50 Jahren durchfährt es jeden eingefleischten Beatles-Fan wie ein Blitz, wenn dieser Akkord erklingt. Viele Theorien gibt es dazu, wie dieser Akkord wohl entstanden sei und wie er musikalisch einzuordnen ist. Namhafte Musiker schrieben darüber, Computeranalysen wurden durchgeführt, und die Beatles selbst wussten es auch nicht so genau. Tatsache ist, das mehrere Instrumente an der Entstehung beteiligt waren, so natürlich George, Paul mit seinem Bass und auch George Martin steuerte wohl etwas Klavier bei. Wenn man das Stück  auf der Gitarre spielen möchte, erzielt man das beste Ergebnis, wenn man den Akkord Gsus4, gegriffen als Barré-Akkord  im 3. Bund verwendet. Dann weiß jeder, welcher Song jetzt kommt. A-ha! (für Interessierte: „sus 4“ bedeutet, dass der Akkord keine Terz enthält und daher weder Moll noch Dur sein kann. Die werden sozusagen vom Dienst „suspendiert“.

 

Wie bereits erwähnt, Rock'n'Roll, Blues und Rockmusik basiert auf drei Grundakkorden der 1. 4. und 5. Stufe der Tonleiter, und zwar in Dur. (also bei C-Dur z. B. C, F und G). Normalerweise ist der Moll-Akkord in einem Song auf der 6. Stufe (im Beispiel A-Moll) und/oder in der zweiten Stufe (das wäre dann D-Moll) zu finden  Die Beatles haben beim Komponieren Songs häufig der Akkord der 4. Stufe als Moll-Akkord gewählt. (in unserem Beispiel also F-moll).
 
Die Lieder klingen dadurch „irgendwie“ nach Beatles. Natürlich haben die Beatles das nicht erfunden, aber sie haben es entdeckt und häufig eingesetzt.. Deshalb wird der Moll–4-Akkord auch gerne „Beatles-Akkord“ genannt. Das stand auch so nicht unserem Musik-Lehrbuch in der Schule. Aber damals wurde auch im Musikunterricht nicht über die Beatles gesprochen – im Gegensatz zu heute. Da gehört die Musik der Beatles zum Unterrichtsstoff zwischen Bach und Beethoven, alphabetisch korrekt. Und ich finde, da gehört sie auch hin!

Zum guten Schluss noch ein Akkord: Er ist im Jahr 1967 entstanden und befindet sich auf den Album „Stg. Peppers Lonely Hearts Club Band“. Mit einer Länge von ca. 40 Sekunden  ist wohl der E-Dur-Schlußakkord von „A Day In The Life“ der am längsten klingende Akkord, der je auf einem Tonträger aufgenommen wurde. Über seine Entstehung gibt es verschiedene Geschichten. 
Fest steht: es wurde mehrere Pianos (so 3-4) gleichzeitig angeschlagen von den Beatles, deren Mitarbeiter Mel Evans, vielleicht auch von George Martin. Es hat wohl lange gedauert, bis sie den Gleichklang hingekriegt haben. Aber sie haben es geschafft und damit ein angemessenes Ende geschaffen für ein Album, das alle Superlativen bedient.

 

The End

 

Mit diesem Akkord will ich jetzt meine Geschichte beenden. Das Album „Sgt.. Pepper“ ist wohl eine der größten Besonderheiten, ein Meilenstein im Werk der Beatles. Zu besonders, um hier weiter darauf einzugehen. Und auch danach kam noch sehr vieles, über das hier noch nicht geschrieben wurde. Viele Songs, viele Instrumente, viel Studiotechnik, viele Experimente. Zuviel um alles das in einem einzigen Beitrag zu verarbeiten. Deshalb an dieser Stelle erst mal der „Schlussakkord.“

 

Ob alles richtig ist, was hier erzählt wurde, kann ich nicht garantieren. So manches erfährt man durch Hörensagen, durch interessante Gespräche mit anderen Beatles-Fans und Musikern, z. B. bei unseren Beatles-Stammtischabenden. Und aus den vielen Büchern, die über die Beatles und ihre Musik existieren, den vielen Filme und Dokumentationen, die zu diesem Thema gedreht wurden. Daher ist ist auch längst nicht alles gesagt und geschrieben worden, was zu Thema passen würde. Aber es reicht wohl au,s  damit sich jeder selbst ein Urteil bilden kann, warum die Beatles und ihre Musik etwas Besonders waren und immer bleiben werden.

 

Man darf natürlich auch anderer Meinung sein. Daher die Bitte an alle, die sich die Mühe gemacht haben, bis hier zu lesen:
Wenn etwas nicht gefallen hat oder etwas nicht stimmt, dann schreibt doch kurz an unsere Mail-Adresse. Wir freuen uns über jede Zuschrift, über Kritik ebenso wie über Lob und  Zustimmung. Denn wir wollen es so machen, wie schon John Lennon einst über die Beatles sagte: „Wir werden jeden Tag besser.“